Die Feuerwehrfrau und Psychologin Susanne Deimling aus Neuzelle erhielt für ihre Verdienste um das ENT Brandenburg den Landesverdienstorden vom Ministerpräsidenten Dietmar Woidke.
Die Kesselwagenexplosion von Elsterwerda im Jahr 1997, bei der zwei Kameraden der Feuerwehr tödlich verunglückten, sowie das Zugunglück in Eschede im Jahr 1998 waren für Pfarrer Peter Sachse und Susanne Deimling der Anlass, ein Einsatznachsorgeteam für das Land Brandenburg (ENT) zu gründen und aufzubauen. Zeitgleich wurden deutschlandweit einheitliche Ausbildungsstandards (SbE-Methode) entwickelt und im ENT Brandenburg etabliert. Die SbE-Methode (Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen) basiert auf einem Verfahren, das Jeffrey Mitchell, selbst Feuerwehrmann und Psychologe, 1980 in den USA entwickelte. Das Besondere am ENT Brandenburg ist die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW. Alle Teammitglieder absolvieren eine spezielle Ausbildung nach der SbE-Methode, die jährlich aufgefrischt wird.
Frank Kersten kam im Jahr 2000 zum ENT Brandenburg und war Bindeglied zum Berliner Team. Es entwickelte sich eine gute Zusammenarbeit mit gemeinsamen Ausbildungen, Austausch und auch gemeinsamen Einsätzen, wie beispielsweise bei der Gasexplosion in Eisenhüttenstadt im Jahr 2001 und dem Terroranschlag am Breitscheidplatz in Berlin im Jahr 2016.
Im Jahr 2014 übergab Susanne Deimling nach jahrelanger Leitung des ENT die Verantwortung und arbeitet seit 2010 in eigener Praxis weiterhin mit traumatisierten Einsatzkräften zusammen, die eine längerfristige Therapie benötigen. Sie leitet das Notfallteam der Unfallkasse Brandenburg und ist somit weiterhin als Fachkraft der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) für das Land Brandenburg tätig. Das ENT wird aktuell hauptamtlich von dem Polizisten Matthias Mehlhorn geleitet. Das Nachsorgeteam kann von jeder Einsatzkraft über alle Leitstellen in Brandenburg alarmiert werden.
Zahlen und Fakten:
Das ENT Brandenburg wurde seit seiner Gründung zu über 1.000 Einsätzen alarmiert. Das Team besteht aus ca. 50 ehrenamtlichen Mitgliedern.
Die häufigsten Einsatzarten sind:
- Verkehrsunfälle
- Brände
- Technische Hilfeleistungen
- Todesfälle
Zukunftspläne:
Das ENT Brandenburg möchte seine Arbeit weiter professionalisieren und die Ausbildung der Teammitglieder verbessern. Das Team möchte auch in Zukunft eng mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, um die Einsatzkräfte in Brandenburg bestmöglich zu unterstützen.
Um die Effektivität und den Wirkungsgrad des ENT Brandenburg zu erhöhen und die Kameradinnen und Kameraden zu unterstützen, hat der Kreisfeuerwehrverband Oder Spree gemeinsam mit dem ENT und der FUK Brandenburg zusammenzuarbeiten. Es wird dabei ein Lehrgang für interessierte Kameradinnen und Kameraden angeboten. Dieser umfasst etwa 2 Tage. Dort wird das Wissen vermittelt, um Symptome bei posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zu erkennen. Weiterhin erlernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erste Maßnahmen, die dabei nötig werden. Ein Vorteil ist dabei, dass hierbei Personen geschult werden, die dichter an den einzelnen Feuerwehreinheiten und somit auch für Personen mit PTBS schneller verfügbar sind.
Geplant ist dieser Lehrgang in diesem Jahr für etwa 12-17 Personen, um möglichst bei jedem Träger im Landkreis mindestens einen Ansprechpartner zu haben. Diese Personen ersetzen nicht das ENT, sondern ergänzen dieses als sogenannte „Leuchttürme“ und arbeiten eng mit dem ENT zusammen, bzw. geben bei Bendenken Informationan an das ENT weiter, damit bei Bedarf schneller im Sinne der Betroffnen Person(en) gehandelt werden kann. Das ist ein Pilotprojekt in unserem Landkreis. Bei Erfolg ziehen möglicherweise auch andere Landkreise nach. Wir informieren über die weiteren Schritte in gesonderten Beiträgen.
Informationen zum ENT Brandenburg gibt es unter https://www.einsatz-nachsorge-team-brandenburg.de/