Der schleichende Tod

Kohlenmonoxid ist ein unsichtbarer Killer, der jedes Jahr viele Menschenleben fordert. Wie kann man sich vor diesem Gas schützen und wie reagieren die Rettungskräfte im Ernstfall?

Der dramatische Einsatz

Die Sirene geht, die Einsatzinfo lautet: H:GAS CO Alarm. Als Einsatzkraft wissen wir, hier werden Atemschutzgeräteträger gebraucht. Als weitere Information kam noch mit, dass einige Personen noch im Gebäude sind und gerettet werden müssen. Weitere Personen konnten sich selbstständig aus dem Gebäude retten, zeigen aber Symptome wie akute Panikattacken und Kreislaufprobleme, sowie Übelkeit. Die Personen im Gebäude waren nicht ansprechbar. Aus diesem Grund war bereits der Rettungsdienst vor Ort. Dieser hatte die Feuerwehr und weitere Rettungswagen sowie den Notarzt angefordert.

Was war passiert? Eine Person wollte an einem Sonntag zeitiger aufstehen, da es einen wichtigen Termin gab. Als diese Person im Badezimmer im Erdgeschoss war, traten nach ca.45 min schwere Symptome wie Schwindel und Übelkeit bis hin zur Lähmung der unteren Gliedmaßen auf. Der Hund, der ebenfalls mit im Badezimmer war, ging wieder aus dem Badezimmer raus und lief die Treppe hoch. Aber er rutschte die Treppe runter, weil er schon benommen war. Schaffte es dann aber noch mit letzter Kraft ins Obergeschoss. Durch das Poltern wurden die anderen Personen wach. Irgendetwas stimmte nicht. Die Person im Badezimmer rief noch um Hilfe. Als eine Person aus dem Obergeschoss zur verunfallten Person kam, reagierte diese auf Ansprechen wenig, dann gar nicht mehr. Sie fiel in einen psychotischen Zustand und dann in die Bewusstlosigkeit. Es wurde der Notruf 112 gewählt und Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt.

Nach dem Eintreffen untersuchten die Rettungssanitäter die Person im Bad, konnten aber zunächst nichts feststellen und man ging von Drogenkonsum aus. Die Person, die den Rettungsdienst gerufen hatte, bekam Panikattacken und Kreislaufprobleme. Die dritte Person hat eine Nachbarin zur Hilfe gerufen. Ein weiterer Rettungswagen erreichte die Einsatzstelle. Einer der Rettungssanitäter ist in das Haus gelaufen. Sofort nach Betreten des Hauses schlug sein CO-Warner an, der an seinem Rucksack befestigt war. Da war sofort klar, was hier das Problem war. Crashrettung! Alle sofort raus aus dem Haus! Es wurde die Feuerwehr mit weiteren Einsatzkräften alarmiert. Die Feuerwehr hat dann mit Lüftern das Kohlenmonoxid aus dem Gebäude gedrängt.

Die Personen konnten alle gerettet werden. Sie kamen zur Druckkammerentgiftung ins Krankenhaus. Auch die Rettungssanitäter und der Nachbar kamen in umliegende Krankenhäuser. Messungen durch die Feuerwehr haben ergeben, dass nach ca. 1h vom Absetzen des Notrufes im Obergeschoss um 500ppm und im Keller um 2000ppm Kohlenmonoxid in der Luft waren. Wie konnte es aber zu solch hohen Konzentrationen kommen?

Die Ursache des CO-Alarms

Für die Suche nach der Ursache muss man wissen, wann Kohlenmonoxid entsteht und wie es sich im Raum verhält. Kohlenmonoxid (CO) ist ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Gas, das bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien entsteht. Es ist geringfügig leichter als Luft. Es ist ein hochgiftiges Gas, das bereits in geringen Konzentrationen zu einer Vergiftung führen kann. Weiterhin muss man wissen, dass Kohlenmonoxid – anders als Kohlendioxid – in einer bestimmten Konzentration hochexplosiv ist. Weitere Informationen zum Kohlenmonoxid gibt es in einem interessanten Beitrag auf Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffmonoxid

Mit dieser Betrachtung führte die Suche zum Kamin, zur Gastherme und zum Schornstein. Der Kamin war nicht in Betrieb, also konnte von hier kein Kohlenmonoxid kommen. Bleiben also der Schornstein und die Gastherme. Der Schornstein und die Gastherme wurden vom zuständigen Bezirksschornsteinfeger inspiziert. Die Gastherme wurde wegen zu hoher CO-Werte im Abgasrohr gesperrt.

Eine abschließende Bewertung führte dazu, dass die Gastherme als Vorsichtsmaßnahme ausgeschaltet bleibt und erneuert wird.

Eine hundertprozentige Ursache konnte auch durch die herangezogenen Fachleute nicht ermittelt werden.

Die Folgen für die Betroffenen

Die geretteten Personen und Einsatzkräfte hatten Glück im Unglück. Sie haben überlebt, aber sie müssen mit den Folgen einer CO-Vergiftung leben. Die Symptome einer CO-Vergiftung sind vielfältig und können je nach Schweregrad unterschiedlich ausfallen. Zu den häufigsten Symptomen gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle, Herzrasen, Atemnot, Blaufärbung der Haut und der Schleimhäute, Bewusstlosigkeit und Tod. Die Symptome können auch verzögert auftreten, bis zu mehreren Tagen nach der Exposition.

Die Behandlung einer CO-Vergiftung besteht in der Gabe von reinem Sauerstoff, der das Kohlenmonoxid aus dem Blut verdrängt. In schweren Fällen wird eine Druckkammerentgiftung durchgeführt, bei der der Patient unter erhöhtem Druck mit Sauerstoff versorgt wird. Dies beschleunigt die Ausscheidung des CO aus dem Körper. Die Druckkammerentgiftung kann auch Spätfolgen wie Hirnschäden oder Organschäden verhindern oder verringern.

Die Langzeitfolgen einer CO-Vergiftung können sehr schwerwiegend sein. Sie können zu chronischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Gedächtnisverlust, Konzentrationsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen, Angstzuständen, Schlafstörungen, Sehstörungen, Hörstörungen, Lähmungen, Epilepsie oder Demenz führen. Die Langzeitfolgen können auch erst nach Monaten oder Jahren auftreten und sind oft irreversibel.

Entstehung von Kohlenmonoxid im Haushalt

Im Haushalt kann Kohlenmonoxid u.a. durch folgende Ursachen entstehen:

  • Defekte oder falsch installierte Gasgeräte, wie Heizungen, Herde, Boiler oder Kaminöfen.
  • Fehlende oder verstopfte Abgasanlagen.
  • Fehlende oder unsachgemäße Verbrennung von Holz oder Kohle, z. B. in offenen Kaminen, Öfen oder Holzöfen.
  • Fehlende Belüftung in geschlossenen Räumen, in denen brennbare Materialien verwendet werden.

Prävention von Kohlenmonoxidvergiftungen

Die beste Möglichkeit, Kohlenmonoxidvergiftungen zu verhindern, ist die regelmäßige Wartung und Überprüfung von Gasgeräten und Abgasanlagen durch Fachpersonal. Außerdem sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • Öffnen Sie Fenster und Türen in regelmäßigen Abständen, um für ausreichende Belüftung zu sorgen.
  • Verwenden Sie keine offenen Feuerstellen in geschlossenen Räumen.
  • Lassen Sie sich von Fachleuten beraten, wenn Sie Holz oder Kohle in geschlossenen Räumen verbrennen möchten.
  • Installieren Sie einen Kohlenmonoxidmelder in Ihrem Haushalt.

Kohlenmonoxidmelder

Kohlenmonoxidmelder sind eine wichtige Sicherheitsmaßnahme, um Kohlenmonoxidvergiftungen frühzeitig zu erkennen. Eine Pflicht zur Installation von Kohlenmonoxidmeldern besteht derzeit (Ende 2023) in keiner Landesbauordnung in Deutschland. Es gibt jedoch vereinzelt Bemühungen, dieses Thema weiter zu verfolgen. Eine Empfehlung zur Installation gibt es aus den genannten Gründen aber auf jeden Fall. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, Es muss aber darauf geachtet werden, dass diese die EN 50291-2 erfüllen.

Kohlenmonoxidmelder sollten in jedem Raum installiert werden, in dem sich Personen aufhalten können, also auch in Schlafzimmern, Kinderzimmern und Fluren. Der Melder sollte in etwa 1,5 Meter über dem Boden angebracht werden.

Kohlenmonoxidmelder sollten regelmäßig, mindestens einmal im Jahr, gewartet werden.

Fazit

Kohlenmonoxidvergiftungen sind eine ernstzunehmende Gefahr, die durch einfache Maßnahmen vermieden werden kann. Die regelmäßige Wartung von Gasgeräten und Abgasanlagen, die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen und die Installation eines Kohlenmonoxidmelders können dazu beitragen, dass Sie und Ihre Familie sicher sind.

Ganz wichtig zu beachten ist aber, die CO-Melder sind kein Ersatz für Rauchmelder.

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